Bücke dich, sonst prellst du dich, am Türstock und am Lauf der Zeit. Bücke dich, heb die Stunden auf, die irgendwo verloren waren, jetzt sind sie wieder da. „Es ist kurz nach halb sieben“, lacht die Frau in Weiß mit grünem Schal. „Es ist halb acht“, lacht der Mann mit schwarzem Hut an der Bar. Beide haben recht. In diesen Räumen gilt jede Zeit. Aus dem Riemenboden knarren Jahrhunderte, aus den Spalten im Fauteuil schauen Jahrzehnte. Die Überzüge werden bis zum letzten Faden ausgesessen. Die Tische sind Marmorsockel für Figuren, die kommen, gehen, kommen. Und bleiben. Hier sind Kaffeetassen in Tapeten eingewebt. Hier werden Bierdeckel als Kunstwerke gefeiert. Die Leberkässemmeln tragen Strapse. Die Vorhänge hängen, bis sie nicht mehr hängen können. Die Ikonen sind in Blech gestanzt, es wird knisternd zu Vinyl getanzt. Marilyn und Elvis. Wurlitzer und American Heating. Gelborange schimmert die Jukebox in silbergrauer Flammengravur.
Günter Vallaster 2016, http://c.entropy.at/atemporel/
Günter Vallaster 2016, http://c.entropy.at/atemporel/
Unscheinbar, dunkel und ziemlich abgeschmuddelt präsentiert sich das Café Bendl. Das bis in die frühen Morgenstunden geöffnete Kellerlokal verfügt über einen CD-Wurlitzer, auf dem die schlechtesten Kommerzsongs der letzten dreißig Jahre gegen Einwurf von Münzen zu hören sind. Dennoch und gerade deshalb übt das Gerät eine magische Anziehungskraft aus. Eine große Speisekarte mit mehr als moderaten Preisen lockt viel studentisches Publikum an. Durch die Nähe zum Parlament kommt es schon mal vor, dass auch Politiker zu später Stunde ihre Debatten im Bendl bei einem Glaserl fortsetzen.
Best of Vienna 2/2006 auf Seite 56
Kaum ein Innenstadtcafé hat so viel Patina zu bieten wie das Bendl vulgo „Bücke dich“. Der Spitzname rührt von der Höhe der Eingangstür des Souterrainlokals her. Extrem studentenfreundliche Preise und eine der schönsten Espressomaschinen der Stadt, die auch als alte Musicbox durchgehen würde, sind nur zwei Assets.
Best of Vienna 2/2004 auf Seite 50
Hier wird der Beweis erbracht, dass unzählige Schichten von Kulturplakaten aus vielen Jahrzehnten ein Gebäude vor dem Einsturz bewahren. Um dieses Wunder zu genießen, müssen größer Gewachsene beim Eintreten den Kopf einziehen. Dann gibt ‚ s günstige Küche und eine wunderschöne Espressomaschine.
Best of Vienna 2/2005 auf Seite 54
café bendl, urgestein wiener studenten- und noncommerzcafés…. es gibt nix vergleichbares… che viva il wurlitzer!! weiter so gaeste
Falter Lokalführer.at
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